Vor dem Gesang Vögel im Flug reißen die Schnäbel auf Wind zieht hindurch, reckt Hälse fürs nächste Lied Die Schutzpatronin Ein Sowjetsoldat war nach dem Krieg mit einigen Kameraden in Deutschland geblieben und hielt Wacht über seinen Sieg. An langen Tagen ritzte er mit dem Bajonett in den Baum neben sich eine Figur, die sehr an sein Mädchen daheim erinnerte. Viele Jahre blieb er im Land und in dieser Zeit wuchs auch der Baum und mit ihm das Mädchen in seiner Rinde. Als es so groß war wie der Soldat, kam auch die Zeit, dass der Soldat nicht mehr aufpassen sollte, seine Sachen packte und heimfuhr. Das Mädchen wachte noch eine Weile, doch bald wurde der Baum gefällt. Vielleicht brauchte man Holz für den Winter oder wollte nun wirklich tun und lassen wie einst. Vergebliche Jagd Wenn du durch das Schiff rennst und die eine Mücke sich auf dem Oberdeck versteckt und die andere in der Kombüse wenn du beide nicht erwischst dann musst du auf der Arche Noah sein Wenn auch noch ein Kapitän in seinen Bart brubbelt Wo führt uns das bloß hin Über den besten Dichter Er wandle Welt in Sprache schwelgt der Kritiker, der Moderator stimmt so angefacht mit ein zweimal Lobgesang, ich pflichte diesem Bund nicht bei Der Huldigung des Huhns, durch dessen Auge seien Himmler, dessen Hühnerfarm und weitre Gräulichkeiten zu beschauen, das angeblich erzählt, doch uns zu Hühnersprachlern macht Ja, scharren wie die zwei, ich schließe nicht den Dreierbund wo Sprache gackert Welt Sie ziehen fort oder Lang vergangen So groß der Kahn, über Dächer hinweg die Taue zum Festmachen gereicht in hintere Straßen und Gassen Am Pier die Abschiedsgalerie über sieben Etagen und die Köpfe weit zurückgebogen ins knackende Genick für den Blick hinauf zur Reeling Ein Tüchlein zu erkennen in bekannten Farben einen Ruf zu erahnen einen oft vernommenen Einspruch Odysseus war kein Abenteurer, heim wollte er Nicht reisen, nicht auf große Fahrt einfach zurück nach Ithaka Was sollen Zauberinnen angesichts derer, die Männer gebären unter Männern mitreden und Penelope hält sie hin keine Herausforderung, lästige Handarbeit Was sollen Zyklopen und Riesen angesichts dieses Sohns hinter dem alles andere klein wird Was sollen Harpyen und Kannibalen angesichts alleweil hungriger Mäuler nach Lust und Leid aus dritter Hand Beschwören wir Rumtreibereien zur Staatsaktion plausible, unter vier Augen, bei gezogenem Lidstrich Siehst du die Sterne funkeln in der Pupille spürst morgens im fremden Garten den Tau unter den Sohlen Die Worte auf den Lippen, süße, salzig unausgesprochene Verträge über Handelswege, Warenströme Von wegen sieben Meere zwingen, fremde Welten Götterlaunen, Ungeheuer, wieder Wellenberge Von wegen mit den Kameraden sein, Gefahr entgehen mit dem Speer an fremden Ufern stehen, Gesänge säen ergriffen sein vom eigenen Tun Von wegen Pilgerfahrten museal, ach, was mal war die Zeit von Helden, da es stets glückt im zehnten Jahr Von Haus aus brächte er alles mit, das zu bestehen heim kehrt er erbarmungswürdig in Verse gekleidet die unseren Göttern beschiedene Fahrt Wo den Hund begraben Nach vergeblicher Erziehung selbst mit dem Seil überm Ast Zum Beispiel im Wald der vom Wind geworfenen Fichten Beim Räumen des Bruchs wird ein Stamm abgetrennt und der Wurzelteller fällt zurück ins Loch mit Hund als wär nichts gewesen, nur etwas Grün fehlt obendrauf Und Hundejaulen nach diesem Schlag Zurück von Medusa Kehre nicht um komme fort da raunt kein steinernes Band Schaue nicht zurück wachse nicht hinein banne ihr Spiegelbild auf der Brust Gewiss, ihrem Haupt entspringt ein beschwingtes Ross Der Puppensammler Aufrecht in Regalen und Vitrinen schauen sie seine Welt ohne mit der Wimper zu zucken Im Garten meiner Großmutter moderne Version Das einstige Gemüsebeet nun Carport drei Bäume für Schatten Die Granatäpfel aufgeplatzt, vergessen purpuren quellen die Kerne heraus, grintige Scham Der zweite ein gewöhnlicher Apfelbaum an den Zweigen gelbrote Süße im Saft auf den Zweigen keine Paradiesvögel Zwischenstopp für das Schwalbenpaar, ihr Nest am früheren Stall Drittens der Feigenbaum mit vertrockneten Früchten im Laub darunter im Staub zwischen Blümlein goldgelb Herbst-Goldbecher (weiß das Internet, nicht zu verwechseln mit Krokus) Schräg gegenüber der alte Maulbeerbaum vielmals abgestockt, Grünzeug für Seidenraupen (Knuspern und Wispern in den Blätterbetten im Puppenhaus) Am Zaun wuchert Basilikum durch die Maschen Das Tor schließt Draht, überflüssig ein Schloss die Früchte verdorren ungepflückt, kommt nicht irgendwer daher ja, wollen doch alle fort, Spinnweben flirren morgens die Nachrichtenlage ins Tau Ringsum bewaldete Hügel, tiefgrüner Wellenschliff schneidet den Horizont hinter der Schneide schon Grenzland (Exil) Sieh dort den Strauch, ganz vertrocknet die Zweige voll Schneckengehäus Überrest älterer Flut Auf Satellitenabbildungen sah ich Großmutters Tuch schwarz überm aschfahlen Zopf (Altweiber kabeln Gespinst) weiße Marmorkarrees und Ideen von Blumen in Papier, Plastik, Wachs Südlich am Rand dieser Winkel im Kernland einst mächtigen Reichs Apfel-, Granatapfelkern Wir sind nicht zu spät dieses Jahr an der Via Egnatia Heut dreht der Wind und die Brandung rollt mit Plastik und Kies zehn Metern Strand fehlt jetzt Sand Jorgos streamt seine Playlist und heizt den Grill Lieder erklingen, Gebell draußen, Autos fahren vor Milton mit Mikro plus Handy singt uns plus Tochter Maria S'agapo hopp, Tanz über Meilen ho, ho Im Garten meiner Großmutter klassische Version zweite Fassung Purpuren leuchten die Kerne der Früchte, geborsten, verpasst dörren Granatäpfel grau grintig entblöst paradiesische Scham. Köstlich dicht nebendran gelbrote Äpfel im Saft Maulbeerbaums Laub einst fürs Puppenhaus, Futter dem Seidengetier Grünzeug für ellenlang Zwirn Hinten im Schatten die Früchte der Feige vertrocknet im Baum goldgelb sechs Blumen im Staub Mannshoch Basilikum, wuchert das Königsheer wirr durch den Zaun kenn's als Kulturen im Topf Draht hält das Tor, für ein Schloss keine Not, lang schon tönt weh das Lied Fort immerfort weg vom Dorf Spinnweben flirren die Nachrichtenlage am Morgen ins Tau Altweiber kabeln Gespinst Tiefgrüner Wellenschliff schneidet den Horizont, karstbrauner Rost darunter Schattengewölk Hinter der Schneide schon Grenzland, Exil, Labyrint ohne Garn Frauen und Kinder voran Südlich am Rand dieser Winkel im Kernland einst mächtigen Reichs Apfel-, Granatapfelkern Auf Satellitenabbildungen seh ich den Nabel, das Tuch schwarz überm aschfahlen Zopf Goldbecher blühn aus dem Staub, wir Besucher sind spät dieses Jahr sinnen der Gartenbank nach Sieh dort den Strauch, ganz vertrocknet die Zweige voll Schneckengehäus Überrest älterer Flut Heut dreht der Wind und die Brandung erschüttert Geröll, Plastik, Kies zehn Metern Strand fehlt jetzt Sand Jorgos spielt aus der Konserve und grillt nah der Egnatia Lieder laut, lauter Gebell Milton mit Mikro plus Handy singt Tochter Marie S'agapo Tanz über Meilen hopp hopp Naturfreund Der Wald hinterm Haus vermisst keine Lieder, die Wälder dahinter nicht deins, nicht meins Die Wiese vorm Haus wiegt keine Nebel, im Tal nicht noch der Fluß am Morgen Der Mond heute Nacht rollt nicht als Lampion übern Horizont, nicht traumwärts die der größeren Planeten Glaube nicht der Flüsse launigem Geschwätz, Raunen dem Wald nicht, dem Mond Räuberleiter einarmig (Kraftakt) Die Faust um seinen Hals hebt hilfreich empor Arme pendeln in Balance Beine strampeln hinterher Hoch und höher zunehmendes Gewicht im festeren Griff ohne Luft ans Licht Privatwald mit Zaun Im Westen, ließe sich sagen, oder hinten: Ahornschonung vom Vorbesitzer gepflanzt dünne Burschen die Stämme zu schmal zum Namen, Herzen ritzen Davor Koniferen zusammengerückt wie Kegel keine Mutter mit ihren Schützlingen obschon eine hinausragt: S. giganteum, weiche Rinde, filzig, heute leicht feucht Mittendrin eine Hütte, nicht größer als Baurecht gestattet, am Wiesenstück weder Teppich noch Auslegware unter Schauern von Kirschblütenblättern Aufgeworfene Rasenstreifen durchfurcht von Reifenspuren an Schwengelpumpe und steinerner Tränke tunkt Federkiel mein Maul grasig Vorn zwischen Holunder und Brennnesseln Tannen, klein, gelegentlich zu übersehen Das Tor im Osten mit Zahlenschloss zwischen Laufmaschendraht, verbeult vom Windbruch Oben, überm Giganten, schäumt das Sternenufer mit Milchstraßeneck in Baumwipfel hinein am Stamm, ihm zu Fuße mein Thron ein mürber Wurzelstock nun gut: ein Stuhl, Nacht im Auge, im Ohr Es war nicht Marie A. Keine Erinnerung an ihr Gesicht ich kann's nicht, weißer Fleck Doch die Lichtung, auf der wir uns trafen die staksige Wand drumherum, hohe Kiefern Davon gibt es viele, die mich erinnern Fürs Hühnerhaus Suche am Strand unter den Kieseln einen Stein wie ein Ei Du findest keinen Das Meer gebiert nicht schonend trotz Harmonien im Wellengang Erprobt mit Wassergetier fiel's den Vögeln in den Schoß zwischen den Gesängen ums Revier Kopien wären Zufall wofür Kein Ort Ich weiß, wie du und andere ihn nennen unterm Grauschleier vorm Kühlregal mit nachgereiften Früchten im Stop-and-go zu jenem fixen Punkt wo ich schon harre aus Sommerhaus Das Skelett der Eidechse hält zusammen was Ameisen ließen im Herbst, Winter einem Frühling, die kleine Sorte die sich um Knöchelchen schert und Gänge unterm Putz des Brunnens, so lange trocken bis zum Nachtigallenstreit und den Schwalben die bauen wie letztes Jahr Meldung Nicht Vater, die Hunde des Vorbesitzers liegen auf diesem Grund begraben Als Wilderer schlich er umher bis vom Gutsherrn eingestellt ohne Schlingen und Eisen durchs Dickicht im Auftrag zu streifen vom Ansitz den Jagdfrieden pflegen kirre machen für des Pächters Schuss im Tross mit Tagesbefehl vom Horn bestellt, zusätzliches Handgeld Schwärzte den Nachbarn an, der Rinde schälte und den Borkenkäfer brannte ohne Feueranmeldung Rauch zog durch das Geäst die Wiese hinab die vom Löschzug kennen solchen Dunst im Tal Die Blicke vor den Häusern im Dorf folgten den Vögeln in Formation Der Schwarm zog ohne Schatten unter der Sonne hin An Deck Fahles Blau über uns Zwei Flugzeuge ziehen Kondensstreifen zum Kreuz Treffer, versenkt |
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